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2022-05-14 16:13:35 By : Ms. Semina He

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Die Ursprünge des Schützenwesens in Hannover: 100-jährige Geschichte des Verbands Hannoverscher Schützenvereine

Der Verband Hannoverscher Schützenvereine ist nicht ansatzweise so alt wie das Hannoversche Schützenwesen selbst, welches wohl aus der Tradition von Schießübungen von Bürgerwehren und besoldeten Stadtmilitärs im 13. und 14. Jahrhundert entstanden ist. Es ist urkundlich belegt, dass der Hannoversche Stadtkämmerer im Jahr 1394 den Stadt-Schützen einen Zuschuss von 10 Schillingen für ihr „Papageien-Schießen“ gewährte. Bei den Stadt Schützen - oder „Stadt Schütten“, wie sie in den Kämmerei-Registern der hannoverschen Altstadt namentlich auftauchen - handelt es sich aber sehr wahrscheinlich nicht um wehrpflichtige Stadtbürger oder gar einen vereinsartigen Zusammenschluss, sondern eher um besoldetes Stadtmilitär, das zur Unterstützung der Truppen des Herzogs eingesetzt wurde.

Das Papageien-Schießen" war im Mittelalter ein beliebtes Wehrspiel, bei dem man einen bunten Holzvogel auf einer Stange befestigte. Dieser diente dann als Ziel für Schießübungen mit der Armbrust. Der älteste „Papageienbaum“ stand wohl bei der 1371 zerstörten Burg Lauenrode, welche außerhalb der Stadt Hannover am westlichen Leine-Uferlag.

PAPAGEIENSCHIESSEN: „Bereits im Mittelalter wurde mit der Armbrust auf einen Holzvogel geschossen, der auf einer Stange befestigt war.“

Der erste urkundliche Hinweis darauf, dass nicht nur Stadtsoldaten, sondern auch hannoversche Bürger an dem „Papageien-Schießen“ teilnahmen, ist 554 Jahre alt und findet sich in einem Brief vom 18. Juni 1468. In diesem beschwert sich der Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (Wilhelm der Ältere) beim Rat der Stadt Hannover über verschiedene Dinge, unter anderem auch darüber, dass die Bürger von Hannover bei der Burg Lauenrode „Papageien-Schießen“ veranstalten würden, obwohl ihnen das nicht zustände.

Der erste Hinweis auf ein vom Herzog genehmigtes Privileg, ein Bürgerschießen abzuhalten, findet sich in einer Urkunde von 1574. In dieser Urkunde bezieht sich Herzog Erich der Jüngere auf eine Urkunde seines Vaters aus dem Jahr 1529 und bestätigt das in dieser Urkunde erteilte Privileg „einen Schützenhof zu halten“. Die Urkunde von 1529 ist nicht mehr aufzufinden, die Urkunde von 1574 wurde jedoch 1978 - ein Jahr vor dem 450-jährigen Jubiläum - von Helmut Zimmermann, einem ehemaligem Mitarbeiter des Stadtarchivs und Autor, entdeckt. Basierend auf dieser Entdeckung wurde 1979 dann das große Jubiläum zum 450-jährigen Bestehen des Schützenfests in Hannover gefeiert.

Über das Gründungsdatum des Verbands Hannoverscher Schützenvereine gibt es unterschiedliche und zum Teil auch widersprüchliche Angaben. Die Satzung nennt das Jahr 1920, August Schrader, der erste Vorsitzende des Verbands, erklärte am 16. März 1931, dass der Verband „jetzt acht Jahre“ bestehen würde. Die verlässlichste Quelle in dieser Frage ist aber ein Zeitungsartikel vom 5. Mai 1922 aus dem Hannoverschen Tageblatt. In dem Artikel wird berichtet, dass der Verband Hannoverscher Schützenvereine am 1. Mai 1922 gegründet wurde. Es wird beschrieben, dass im Haus der Väter Vertreter von 16 Schützenvereinen zusammenkamen, um einen Verband von Schützenvereinen zu gründen, in welchem jede Schützenvereinigung der Stadt Hannover und der Umgegend Mitglied werden könne. Jeder Mitgliedsverein habe - ungeachtet der Mitgliederzahl - gleiches Stimmrecht. Zweck des Verbandes sei die Interessenvertretung der Mitgliedsvereine und die Erhaltung und Förderung des hiesigen Schützenwesens, insbesondere des „Stadthannoverschen Freischießens“ und seiner Tradition. Der Verband solle das Bindeglied zwischen dem Schützenkollegium und den Schützen bilden.

In den Archiven der Stadt Hannover findet sich wenig Material über das Wirken des VHS in den ersten zehn Jahren seines Bestehens. Auch das Vereinsregister im Amtsgericht führt erst seit 1951 Akten für den Verband Hannoverscher Schützenvereine, sodass wenig über diese Zeit bekannt ist. In der Chronik „Das große hannoversche Schützenbuch“, das Zimmermann 1981 veröffentlichte, wird als einer der ersten Höhepunkte des jungen Verbandes die Durchführung des Deutschen Schützentages 1924 genannt. Er sei vom 20. bis 26. Juli in Verbindung mit dem 36. Nordwestdeutschen Bezirksschießen abgehalten worden. Zwei Jahre später überflutete demnach das Hochwasser der Leine den Schützenplatz und sorgte für ein vorzeitiges Ende des Schützenfestes.

Erster Vorsitzender des Verbandes war August Schrader, der am 1. Juni 1931 das Amt des Schützensenators der Stadt Hannover übernahm und wenig später, am 5. Oktober 1931 von Hermann Wüstehoff in seinem Amt als Vorsitzen der des VHS abgelöst wurde. Bereits im Oktober 1926 hatte das Schützenkollegium laut Zimmermann die Stiftung der weißen Fahne für den vierten Zug des Ausmarsches an, die von der Nordstädter Schützengesellschaft beschafft worden war.

Die Nationalsozialisten standen dem Schützenwesen grundsätzlich wohlwollend gegenüber, da es in ihrem Sinne war, den Wehrsport zu fördern. Jedoch sollte es nach einem Führerprinzip umgestaltet werden, daher mussten sich die bestehenden Schützenvereine in den Deutschen Schützenbund eingliedern, welcher dem Reichssportführer in Berlin, Hans von Tschammer und Osten, unterstand. Dieser war Vorsitzender des „Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen„ (DRL) und des „Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen“ (NSRL). Es war von Tschammer und Ostens Aufgabe, die Sportpolitik der Nationalsozialisten bis auf die örtliche Vereinsebene durchzusetzen.

So sorgte er zunächst dafür, dass im gesamten Sport anstelle der bisherigen demokratischen Prinzipien das nationalsozialistische Führerprinzip eingeführt wurde. Dies führte in Hannover zur Auflösung des Verbands Hannoverscher Schützenvereine, welcher als Dachverband für die verschiedenen Schützenvereine seine Funktion verlor. Die letzte Bekanntmachung des VHS wurde am 1. Oktober 1933 in der niedersächsischen Schützenzeitung veröffentlicht. In der November-Ausgabe der Zeitung wurde durch den hannoverschen Beauftragten des Reichsportführers die Neuorganisation der hannoverschen Schützenvereine bekanntgegeben.

In Hannover blieben nur 15 Schützenvereine unter Absetzung der alten Vereinsvorstände bestehen: Verein für Freihandschießen, Hannoverscher Jagdclub, Nordstädter Schützengesellschaft, Bürger-Schützengilde, Schützengesellschaft der Oststadt, Schützengesellschaft Linden, Uniformierte Schützengesellschaft Limmer, Schützengesellschaft Herrenhausen, Schützengesellschaft Hainholz, Schützengesellschaft Ricklingen, Schützenvereinigung Döhren, Schützengesellschaft Wülfel, Montagsschützengesellschaft und Schützengesellschaft Langenhagen.

Die Umstrukturierung des Schützenwesens hatte auch eine Änderung der Schützenordnung zur Folge. Am 31. Mai 1934 wurde der zweite Absatz des 9. Paragrafen, der jedermann die Teilnahme am Freischießen gestattete, so abgeändert, dass fortan nur noch Personen teilnehmen konnten, die einem dem Deutschen Schützenbund angeschlossenen Schützenverein als Mitglied angehörten und eine aktuelle Mitgliedskarte des deutschen Schützenbundes besaßen. Dieser wiederum unterstand direkt dem Reichssportführer. Mit dieser Änderung sollte erreicht werden, dass „Mitglieder ehemaliger Hannoverscher Schützenvereine, die sich der Neuordnung des Schützenwesens nicht fügen wollten, an der Teilnahme am Freischießen gehindert werden“.

Viele Dokumente belegen, dass vor allem in den späten Kriegsjahren ab 1942 Schießanlagen von Schützenvereinen umfunktioniert werden sollten, um für die Schießausbildung von SA-Mitgliedern und der Hitler-Jugend zu dienen. Dies geschah jedoch nicht auf Initiative der Schützenvereine, sondern wurde von höheren Stellen, also zum Beispiel dem Schützendezernenten der Stadt Hannover angeordnet.

Nach dem Kriegsende 1945 war Hannover Teil der britischen Besatzungszone. Die Besatzungsmacht verboten die Schützenvereine und das sportliche Schießen. Erst vier Jahre später wird das Verbot des sportlichen Schießens wieder aufgehoben. Die Vereine können von 1949 an einen Antrag an die britische Militärregierung stellen und die erneute Zulassung beantragen. Es ist jedoch zuerst nur das Schießen mit Armbrust, Luftgewehr und das Tontaubenschießen erlaubt. Das Adressbuch von 1950 verzeichnet bereits 15 Schießsportvereinigungen.

Der Verband Hannoverscher Schützenvereine nimmt seine Tätigkeit schon 1949 unter dem Vorsitz von Hermann Wüstehoff wieder auf. Am 4. Juni 1950 wird der Schützenverband Niedersachsen als Landesschießsportbund in Braunschweig gegründet. Am 1. April 1951 wird sein Standort nach Hannover verlegt, nachdem Wüstehoff zum Vorsitzenden gewählt wurde. Am 16. September 1951 wird der Deutsche Schützen Bund neugegründet. Auch hier wird Wüstehoff als Vizepräsident gewählt. Zum Jahresende 1951 zählte der Verband Hannoverscher Schützenvereine bereits wieder 4500 Mitglieder in 49 verschiedenen Vereinen.

Das erste Jahrzehnt nach dem Krieg waren mit vielen Herausforderungen verbunden, zumal 88 Bombenangriffe auf Hannover mehr als die Hälfte aller Gebäude zerstört hatten - im Zentrum sogar 85 Prozent. Dies betraf auch das Schützenwesen in Hannover. Durch den Luftkrieg verloren fast alle Schützenvereine ihre Lokale, Schießstände, Fahnen, Akten und andere Erinnerungsstücke, viele Mitglieder verloren auch ihr Leben. Das Schützenhaus wurde bei dem Luftangriff vom 8. und 9. Oktober 1943 zerstört. Doch der Wiederaufbau der Stadt wurde unermüdlich vorangetrieben. Auch die Schützenvereine organisieren sich neu. Zwei Jahre nach der Neugründung des VHS gründet die Schützengesellschaft Ernst August, ein Mitgliedsverein des VHS, die erste Damenabteilung im Schießsport in Deutschland. Sie wird 1952 vom Deutschen Schützenbund genehmigt.

In den ersten Jahren nach dem Krieg distanziert sich die Stadtverwaltung noch vom Schützenwesen, so beginnt der erste Schützenausmarsch nach dem Krieg am 3. Juli 1950 bei der Marktkirche und verläuft über Aegidientorplatz und Kröpcke zum Schützenplatz. Das Rathaus ist nicht mit Fahnen geschmückt, und die Türen bleiben den Schützen und Schützinnen verschlossen. Erst am 2. Juli 1951 beginnt der Ausmarsch wieder vor dem Rathaus. Ministerpräsident Hinrich Wilhelm Kopf, Oberbürgermeister Wilhelm Weber und Stadtdirektor Karl Wiechert laufen an der Spitze des Zuges mit. Im Rahmen dieses Schützenfestes wird auch der erste „Deutsche Schützentag“ nach dem zweiten Weltkrieg gefeiert. Er findet am 8. Juli 1951 in Hannover statt. Vier Jahre darauf findet in Hannover vom 2. bis zum 10. Juli 1955 ein Großereignis für Schützen und Schützinnen aus ganz Deutschland statt: das 21. Deutsche Bundesschießen. Es ist nach den Jahren 1872 und 1903 bereits das dritte Bundesschießen, das in Hannover stattfindet. Nur in München und Frankfurt hatten bis dato drei Bundesschießen stattgefunden. Für die Vorbereitung wird der Verein 21. Deutsches Bundesschießen e.V. gegründet. Der Hauptausschuss wird von Hermann Wüstehoff geleitet.

Anlässlich des Bundesschießen beschließt der Rat der Stadt Hannover den Bau eines neuen Schützenhauses mit modernsten Einrichtungen. Anfang Mai 1954 schlägt der Stadtbaurat das frühere Ziegeleigelände an der Wilkenburger Straße als Standort für die neue Schießsportanlage vor. Am 10. September 1954 stimmte die Delegiertenversammlung des Verbands Hannoverscher Schützenvereine dem Bauvorhaben zu. Bereits im Oktober desselben Jahres beginnen die Arbeiten, am 30. Juni 1954 findet die Einweihung statt.

ERSTER SCHÜTZENAUSMARSCH NACH DEM KRIEG: „ Der erste Ausmarsch beginnt 1950 nicht vor dem Rathaus, sondern an der Marktkirche.“

Es wird ein Erbbauvertrag über das 34 300 Quadratmeter große Grundstück abgeschlossen. Um das Baudarlehen abtragen zu können folgt am 9. September 1954 ein zweiter Vertrag zwischen Stadt und dem VHS, in welchem der Verband den Schützenplatz unentgeltlich pachtet, um aus den Standgeldeinnahmen die Zinsen und Darlehenstilgung zu zahlen. Es entsteht eine vorbildliche Anlage, die selbst vom Präsidenten der Internationalen Welt-Schützen-Union als „Zentrum für den internationalen Schießsport“ bezeichnet wird.

1959 feiert der Verband Hannoverscher Schützenvereine zehnjähriges Wiederbestehen. Zu diesem Zeitpunkt umfasst der Verband bereits wieder 62 Schützenvereine. 1957 wird die Hannoversche Schützenverwaltung gegründet. Der VHS hatte seine Rechte aus dem Erbbauvertrag über die Schießsportanlage und den Pachtvertrag über den Schützenplatz wieder an die Stadt übertragen. Die Schützenverwaltung sollte das Schützenfest vorbereiten und durchführen, die Schießsportanlage verwalten und unterhalten sowie das Schützenvermögen treuhänderisch verwalten. Die Schützenverwaltung wird sieben Jahre später durch die Schützenstiftung ersetzt. Die Geschäfte leitet ein aus acht Mitgliedern bestehender Verwaltungsrat, von denen jeweils die Hälfte vom VHS und von der Landeshauptstadt gestellt werden. Der Verbindung zwischen Stiftung und Schützen dient der Schützenrat. Er setzt sich zusammen aus dem Oberbürgermeister und den Vorsitzenden der hannoverschen Schützenvereine.

Vom 25. Juni bis 4. Juli 1965 findet das 23. und letzte Deutsche Bundesschießen in Hannover statt - es ist nunmehr schon die vierte Auflage in der Stadt. Im Vorfeld wird die Schießsportanlage in der Wilkenburger Straße für 365 000 DM modernisiert. An 175 Schießständen kommen 3000 Schützen aus neun Nationen zusammen. Das erste Mal schießen dabei Schützinnen und Schützen unter gleichen Bedingungen. 14 Jahre später feiern die hannoverschen Schützen noch einmal aus einem ganz besonderen Anlass: 1979 findet anlässlich des 450-jährigen Bestehens ein großes Jubiläums-Schützenfest statt.

Man an kann ihn getrost als Vater des Verbandes Hannoverscher Schützenvereine bezeichnen. August Schrader hatte maßgeblichen Anteil an der Gründung des Verbandes am 1. Mai 1922, dessen erster Vorsitzender er auch war. Zuvor rief Schrader mit dem Hannoverschen Jagdklub bereits den ersten Schützenverein nach Ende des Ersten Weltkriegs wieder in Hannover ins Leben. Zudem gab der langjährige Inhaber des Teppichhauses Germania und Vorsitzender des Fachverbandes der Teppichhändler auch die Anregung zum Bau der ersten Kleinkaliberstände auf dem Schützenplatz und bereitete damit den Weg zum reinen sportlichen Schießen und einer breiten Jugendarbeit. Bei der Gründung des VHS 1922 wurde Schrader, der als begeisterter Wurftaubenschütze galt, zum Vorsitzenden gewählt. Für seine Verdienste um das Schützenwesen wurde er 1929 von der Stadtverordnetenversammlung zum ehrenamtlichen Senator berufen. Zwei Jahre später übergab Schrader, der 1954 im Alter von 71 Jahren verstarb, den Vorsitz des VHS an Hermann Wüstehoff.

War es Schrader, der die hannoverschen Schützen nach dem Ersten Weltkrieg vereinte, übernahm Hermann Wüstehoff diese Rolle gut 25 Jahre später nach dem Zweiten Weltkrieg. Der 1885 in Goslar geborene langjährige Bürgermeister von Letter rief den VHS 1949 wieder zusammen und wurde erneut in das Amt des Präsidenten gewählt, das er bis zur Auflösung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 bereits für zwei Jahre ausgeübt hatte. Wüstehoff war nach Kriegsende zudem auch maßgeblich an der Gründung des Niedersächsischen Sportschützenverbandes beteiligt, dessen Vorsitzender er 1951 wurde.

Auch im Deutschen Schützenbund war er nach der Neugründung im selben Jahr als Vizepräsident tätig. Als die größten Erfolge des langjährigen Präsidenten gelten die Durchführung des Bundesschießens 1955 sowie der Bau der neuen Schützenhauses an der Wilkenburger Straße, das anlässlich des dritten Bundesschießens nach 1872 und 1903 erbaut wird. Wüstehoff wird 1961 von Fritz Raddatz an der Spitze des VHS abgelöst, 1969 verstirbt der langjährige Schützenchef.

Das as bislang letzte Bundesschießen überhaupt fand 1965 erneut in Hannover statt - mitten in der zehnjährigen Amtszeit von Fritz Raddatz. Der Präsident, der bis zu seinem überraschenden Tod 1971 zudem auch Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes war, trieb auch den Ausbau des Schützenhauses an der Wilkenburger Straße voran. Zur Unterhaltung des Schießsportanlage, deren Ausbau 1970 beschlossen wird, gründet die Landeshauptstadt Hannover zum 1. Januar 1964 die Schützenstiftung. Zudem wurde Ende 1964 unter Raddatz auch der Verein Hannoversches Schützenfest gegründet, der seitdem das Schützenfest organisiert.

Nach dem Tod von Raddatz wird unter Waldemar Bartels die Modernisierung der Schießsportanlage in Wülfel umgesetzt. Neben der Überdachung des 100-Meter-Jagdstände gehört auch die Einrichtung eines laufenden Keilers zu den beschlossenen Maßnahmen, um Trainingsmöglichkeiten für diese olympische Disziplin zu schaffen. Bis zu diesem Zeitpunkt 1974 erhält Bartels, der nach nur sechs Jahren im Amt verstirbt, gemeinsam mit seinem Vizepräsidenten Heino Kook und Geschäftsführer Rolf Matthias die höchste Auszeichnung des Verbandes, die Goldene Ehrennadel mit Brillianten.

Nach 16 Jahren als Vizepräsident des Verbandes rückt Heino Kook 1977 an die Spitze auf. Der Landwirt, der auch Vorsitzender des Schützenvereins Grasdorf ist, setzt sich mit 123 zu 85 Stimmen gegen seinen Gegenkandidaten Wilfried Möller von Linden 04 durch, der künftig als einer von vier Vizepräsidenten agiert.

In die Amtszeit von Kook fällt 1978 auch die Änderung eines jahrhundertealten Kommandos beim Schützenfestausmarsch, mit dem auf die damals fast 1000 im Verband aktiven Schützinnen reagiert wird: Hieß es bis dahin „Audienz, meine Herren Schützen, im Doubliertritt marsch“, wird nun „meine Schützen“ gesagt. Geehrt werden zudem nicht mehr die „Besten Männer“, sondern ,,die Besten“.

1989 tritt Kook mit 65 Jahren nicht mehr zur Wiederwahl als VHS-Präsident an und wird zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Eigentlich hatte der gebürtige Braunschweiger mit dem Schießen gar nicht so viel am Hut, wie er der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung einmal verriet. Er war in den Fünfziger Jahren zwar in den Schützenverein Hubertus eingetreten, doch sein Herz gehörte eher anderen Sportarten - Tennis, Rugby, Rudern, Hockey, Boxen oder auch Segelfliegen. Als der Posten nach dem Abschied von Kook vakant war, übernahm der langjährige Versicherungskaufmann den Posten, um sich aktiv für die Nachwuchsförderung und die Anerkennung des Schießens als Leistungssport einzusetzen. Im Frühjahr 1989 war Matthias, der zuvor Vorsitzender beim Hannoverschen Jagdklub war, auf dem Bruchmeisterball auf eine Kandidatur angesprochen worden. Nach zweiwöchiger Bedenkzeit stimmte er zu, wurde im März gewählt - und vier Jahre später trotz der Gegenkandidatur seines älteren Bruders Rolf Matthias im Amt bestätigt. Letztlich steht Matthias fast 20 Jahre an der Spitze der hannoverschen Schützen, ehe 2008 der amtierende Präsident Paul-Eric Stolle die Nachfolge des heutigen Ehrenpräsidenten antritt.

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