Hyrox mit Handicap: So trainiert eine Leipzigerin im Rollstuhl für den Crossfit-Wettkampf - Sportbuzzer.de

2022-09-10 01:53:43 By : Ms. fenglian Ao

Die 26-Jährige Friderieke Anyiemerigo bereitet sich mit ihrem Trainer Marom Gold auf die Hyrox-Weltmeisterschaft in Leipzig vor. Einen Platz auf dem Treppchen peilen sie dabei aber nicht an. Im Vordergrund steht der Spaß und das Austesten der eigenen Grenzen. 

Leipzig. Mit konzentriertem Blick streift sich Friderieke Anyiemerigo ihre Handschuhe über und atmet noch einmal tief durch. Der Schweiß steht ihr bereits auf der Stirn, der Bizeps ist angespannt. Mit aller Kraft drückt sie ihren Rollstuhl an den Rädern nach vorne. Ein schwerer Metallschlitten, der mit einem Seil hinter ihren Sitz gespannt ist, rutscht ruckartig gut einen halben Meter über den Teppich.

Mit knapp 30 Kilogramm Trainingsgewichten im Schlepptau schiebt sich Anyiemerigo Stück für Stück die 15 Meter lange Matte entlang. Am anderen Ende der Teppichbahn wartet Fitness-Coach Marom Gold auf die 26-Jährige und feuert sie an. Gemeinsam trainiert das Duo für den Crossfit-Wettkampf „Hyrox“, bei dem sie als Mixed-Team im September auf der Leipziger Messe teilnehmen wollen.

„Der Teppichboden ist nochmal ein extra Widerstand“, erklärt Anyiemerigo erschöpft. Seit gut 40 Minuten kämpft sich die Studentin durch ein Ganzkörper-Workout – das sie allein mit ihren Armen bewältigen muss. Crossfit ist eigentlich für den gesamten Körper gedacht, fordert und fördert zahlreiche Muskelgruppen sowie die Ausdauer.

Im Wettkampfmodus von „Hyrox“ werden gleich acht verschiedene Übungen mit acht Kilometern Laufen kombiniert. Ein Ruder- oder Ski-Ergometerjedoch nur aus den Armen in Schwung zu bekommen, ist eine körperliche Strapaze, die ihresgleichen sucht. Anyiemerigo hat sich davon nicht entmutigen lassen.

Die 26-Jährige ist seit einem schweren Unfall vor knapp acht Jahren querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Ihre sportliche Motivation ist seitdem nur gestiegen. „Wenn man eine körperliche Einschränkung hat, merkt man erst so richtig, wie wichtig Fitness ist“, sagt die Studentin der Sozialen Arbeit.

Sich ohne Hilfe vom Boden in den Rollstuhl heben oder die rund 1000 Meter zur nächsten barrierefreien Bahnstation fahren, weil der Einstieg vor der Haustür Treppenstufen hat – im Alltag warten viele Herausforderungen auf Menschen mit Handicaps. Anyiemerigo will ihre Grenzen aber nicht nur kennenlernen. „Ich will wissen, was noch alles möglich ist, wie viel ich noch rausholen kann“, so die Leipzigerin.

„Fitness for everybody“ lautet das Motto der Hyrox-Veranstaltung. „Es muss also auch im Rollstuhl gehen“, so Coach Gold. Seit der spontanen Idee steht er im engen Austausch mit den Veranstaltern. Die Gewichte müssen entsprechend angepasst und neue Regeln für das besondere Duo ins Leben gerufen werden.

Alle acht Workouts kann die Leipzigerin jedoch nicht machen. Die Lunges (Ausfallschritte) und den Kettlebell-Carry (Gewichte tragen) wird deshalb Gold alleine übernehmen, alle anderen Disziplinen wollen sie als Team erledigen. Einen Platz auf dem Treppchen will das Mixed-Team natürlich nicht erreichen - „aber auf der Rampe vielleicht“, scherzt Anyiemerigo.