ZEIT ONLINE

2022-08-08 06:21:28 By : Ms. Mary Wei

kennen Sie das Deutsche Zusatzstoffmuseum? Das liegt auf dem Gelände des Großmarktes in Hammerbrook, da am Billhafen. Ein recht unscheinbares rot-weißes Gebäude ist das, mit grünem HH-Herz darauf. Ich habe es am Wochenende entdeckt. Nicht gerade freiwillig, muss ich zugeben, ich bin daran vorbeigelotst worden, und zwar von Google Maps .

Wir sind nämlich in diesen Stau geraten, Sie wissen schon, den, vor dem der ADAC schon Wochen zuvor gewarnt hatte ("eines der schlimmsten Stauwochenenden der Saison!"). Schließlich war das vergangene Wochenende das erste, an dem alle Schülerinnen und Schüler aus allen Bundesländern Sommerferien hatten, ein dichter Reiseverkehr, gerade in Richtung Nord- und Ostsee war also erwartbar. Dazu wurde in Hamburg bis heute Morgen die A 7 zwischen Heimfeld und Stellingen in Richtung Norden komplett gesperrt, also auch der Elbtunnel. Da baut man an einem 2,2 Kilometer langen Lärmschutztunnel. 2028, wenn er fertig ist, sollen darauf ein Park und Kleingärten entstehen …

Jedenfalls: Wir mussten trotz der Prognosen am Sonntag fahren. Also probierten wir es mit antizyklischem Verhalten und trugen unsere Kinder noch vor dem ersten Morgengrauen ins Auto, damit wir möglichst vor allen anderen auf der Straße sind. Und suchten mit ebenjenem Google Maps immer die aktuell günstigste Route durch Hamburg. Insgesamt gurkten wir zwei Stunden länger über die A 1 und durch die Stadt. Am Ende war für uns also alles nur mitteldramatisch. Auch die Polizei hielt die Lage auf den Straßen am Wochenende insgesamt für entspannt.

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Etliche Menschen, die an der Nordsee oder der Ostsee leben, sehen die vielen an- und abrollenden Urlauber aber nicht nur gelassen. 99 Prozent der Sylter etwa, schreibt mein Kollege Frank Drieschner in seinem Artikel "Widerstand im Paradies", fühlen sich vom Autoverkehr in der Saison belästigt. Und dabei ist der Verkehr nur ein kleiner Teil ihres Problems: Auf Inseln wie Sylt oder Rügen kaufen inzwischen reiche Städter die Häuser, die Einheimischen hingegen ziehen weg – der Reiseboom an den deutschen Küsten hat erhebliche Folgen für die Bewohner. "Die Frage ist nicht mehr, ob die Ferienparadiese eine Wachstumsstrategie brauchen – sondern ob es noch eine Chance gibt, dies Wachstum zu begrenzen und zu steuern", schreibt er. Seinen Text finden Sie im Hamburg-Teil der aktuellen ZEIT, die es jetzt noch am Kiosk zu kaufen gibt, und einen Auszug daraus auch hier im "Thema des Tages".

Für unsere Fahrt würde ich im Nachhinein sagen: Umwege erhöhen die Ortskenntnis. Im Deutschen Museum für Zusatzstoffe kann man lernen, wo überall Aromastoffe, Farbstoffe und Geschmacksverstärker enthalten sein können. Und wie sie manchmal verschleiert werden. Das habe ich im Nachhinein gegoogelt. Meine Mama ist Ernährungswissenschaftlerin, und sie kommt bald zu Besuch. Die findet das bestimmt sehr spannend. Vielleicht gehen wir da also mal hin.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche,

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In der Sternschanze haben in der Nacht zum Sonntag mehrere Mehrfamilienhäuser gebrannt. Das Feuer war am späten Sonnabend in einer Wohnung ausgebrochen und griff auf den Dachstuhl des Hauses über. Von dort aus breiteten sich die Flammen auf zwei benachbarte Häuser aus. Die Feuerwehr löschte den Brand bis in den frühen Sonntag. Verletzt wurde niemand. Mehrere der betroffenen Wohnungen sind jedoch nach den Löscharbeiten vorerst unbewohnbar, und Teile des Gebäudes sind einsturzgefährdet. Die Polizei ermittelt derzeit, wie das Feuer ausbrechen konnte.

Das Ermittlungsverfahren in der "Pimmelgate"-Affäre um Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) ist eingestellt worden, und zwar wegen "fehlenden öffentlichen Interesses an einer Strafverfolgung". Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Hamburg am Wochenende auf Anfrage des "Hamburger Abendblatts" mit. "Pimmelgate" wurde durch einen Beitrag von Twitter-Nutzer "ZooStPauli" ausgelöst. Er schrieb im Mai 2021 unter einen Tweet von Andy Grote: "Du bist so 1 Pimmel". Daraufhin stellte der Innensenator einen Strafantrag, im September wurde die Wohnung des mutmaßlichen Urhebers durchsucht. Tausende Menschen kritisierten die Aktion im Netz unter dem Hashtag "#Pimmelgate" als unverhältnismäßig, für Andy Grote gab es viel Spott. Der Vorfall wurde schnell bekannt, selbst die "Washington Post" hatte darüber berichtet.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) soll nicht wie geplant am 19. August vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum "Cum-Ex"-Skandal aussagen – denn die CDU in der Hamburgischen Bürgerschaft will die Aussage absagen. Zunächst müssten weitere Unterlagen der Staatsanwaltschaft Köln gesichtet werden, sagte der Sprecher der Fraktion im Ausschuss, Götz Wiese, am Freitag. Hintergrund sind angeblich neue Erkenntnisse der Ermittler im Zusammenhang mit der steuerlichen Behandlung der in den Skandal verwickelten Hamburger Warburg Bank. Dabei geht es um einen WhatsApp-Chat, auf den die Kölner Staatsanwaltschaft laut WDR-Recherchen gestoßen ist. Darin soll eine Hamburger Finanzbeamtin 2016 – kurz nachdem die Finanzverwaltung sich gegen eine Steuerrückforderung in Höhe von 47 Millionen Euro gegen die Warburg Bank entschieden hatte – einer Kollegin geschrieben haben, dass ihr teuflischer Plan aufgegangen sei. Diese Chat-Nachricht müsse der Beginn weiterer Untersuchungen sein, sagte Wiese. Bei "Cum-Ex"-Geschäften verschoben Finanzakteure gezielt Aktienpakete, um sich dadurch Steuern erstatten zu lassen, die nie gezahlt wurden. Dem Staat entstand dadurch ein Schaden in Milliardenhöhe. Olaf Scholz hatte bei seiner ersten Vernehmung vor dem Ausschuss im April vergangenen Jahres jede politische Einflussnahme auf die steuerliche Behandlung der Warburg Bank bestritten.

Der HSV gewann am Wochenende mit 3:1 gegen Drittliga-Aufsteiger SpVgg Bayreuth und steht damit in der zweiten DFB-Pokalrunde. Trotzdem ist Trainer Tim Walter nicht zufrieden: "Das war die schlechteste Leistung, seit ich hier beim HSV bin", sagte er • Auch St. Pauli gewann am Sonnabend nur mit einem hart erkämpften 4:3 in der ersten DFB-Pokalrunde gegen den Regionalligisten SV Straelen • Ein Motorsegler aus Uetersen ist am Sonnabend ungeplant auf einem Brachgelände im Hamburger Hafengebiet gelandet. Grund für die Notlandung war fehlender Sprit, teilte die Polizei am Sonntag mit • Die Unterkünfte in den Ferienorten in Schleswig-Holstein sind im Moment nahezu ausgebucht, sagte die Pressesprecherin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein am Wochenende •

Der Boom an Nord- und Ostsee hat gravierende Folgen: Auf Inseln wie Sylt oder Rügen kaufen reiche Städter die Häuser, Einheimische ziehen weg, Orte veröden. Ein paar Unermüdliche versuchen, den Trend aufzuhalten. ZEIT:Hamburg-Redakteur Frank Drieschner hat sich das angesehen. Lesen Sie hier einen Auszug aus seinem Artikel aus der aktuellen ZEIT:

Eindrücke von einem strahlenden Sommertag auf der Ostseeinsel Rügen: Ein Bier im Strandcafé, serviert vom Ehemann der Pächterin, er ist jenseits der siebzig. Mit kleinen Schritten schleppt sich der alte Mann am Ende eines Zehnstundentags über die Terrasse, er freut sich nicht über die vielen Gäste. "Schlimm" sei das, sagt er.

Die Nacht in einer Pension in einem Wald direkt am Strand. Die ungewöhnlich schöne Lage des Grundstücks, erzählt die Besitzerin, mache sie auf dem Papier zur Millionärin. Aber sie putzt ihre Zimmer selbst, sie bekommt kein Personal.

Ein Treffen mit einer Tourismusmanagerin, jedenfalls der Ausbildung nach: Die Frau hat ein Masterstudium in nachhaltigem Fremdenverkehr abgeschlossen. Nun wirbt sie in örtlichen Apotheken für die Produkte eines Pharmakonzerns. In ihrem Beruf, sagt sie, finde sie keine Arbeit. Gesucht werden vor allem Kellner und Putzkräfte.

Von Hamburg aus erreicht man Rügen mit dem ICE in unter vier Stunden, die Reise dauert kaum länger als eine Bahnfahrt nach Sylt. Als Hamburger könnte man darin eine Chance sehen. Aber es gibt Insulaner, die sehen darin eher eine Bedrohung.

Tourismus ist Ansichtssache. In den Wirtschaftsministerien von Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern haben sie sich, jedenfalls bis vor Kurzem, am meisten für die Zahl der Übernachtungen interessiert. Die Minister mochten diese Zahlen: Plus 3,8 Prozent, plus 3,7 Prozent, plus 3,0 Prozent – so lief das vor der Pandemie zwanzig Jahre lang. Und, hey, nicht nur die Deutschen fliegen ins Ausland, nun kommen auch die Ausländer zu uns!

In diesem Frühjahr, als Inflation und Krisenangst noch neu und unwirklich erschienen, deutete sich eine Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte an. Womöglich würde im Sommer die Auslastung aus den Jahren vor der Pandemie wieder erreicht oder sogar übertroffen.

Wären da bloß nicht die Einheimischen mit ihren Ansprüchen. "Man wünscht sich einen intakten Lebensraum, in dem der Tourismus den Einheimischen ein gutes Auskommen bietet und einen Alltag, der zu bewältigen ist" – so formuliert es eine Tourismuskritikerin auf Sylt. Klingt doch vernünftig? Auf ihrer eigenen Insel sei dieses Ziel inzwischen unerreichbar, sagt die Frau. Aber Rügen sei vielleicht noch zu retten.

Eine Rundfahrt mit Sabine Stöckmann durch ihren Heimatort Thiessow im äußersten Südosten Rügens. Sie ist die Pensionsbesitzerin, die ihre spektakulär gelegene Strandunterkunft allein bewirtschaftet. Obwohl sie vom Tourismus lebt, hat sie sich einer Initiative gegen "Übertourismus" angeschlossen. Man käme nicht darauf, wenn man hier abends am Meer auf einsamen Wegen wandert, dass das Problem dieser Gegend ein Zuviel an Besuchern sei. Aber wer so denkt, übersieht etwas.

Warum von dem Tourismus, der sich in Thiessow abspielt, die letzten Einheimischen wenig haben und sich darum Menschen wie die Pensionsbesitzerin Sabine Stöckmann, obwohl sie vom Tourismus lebt, einer Initiative gegen "Übertourismus" angeschlossen haben, lesen Sie im Hamburg-Teil der aktuellen ZEIT oder hier auf ZEIT ONLINE. (Z+)

"Meine Frau sagt, du spinnst, und natürlich hat sie recht, aber manchmal überlege ich mir, ein Interrail-Ticket zu kaufen und mit Zügen durch Europa zu fahren. Rucksack auf und los."

Drei Jahre ist es her, da wurde Ralf Koch ein riesiger Tumor im Bauch entfernt, auch einige Organe waren nicht zu retten. "Eine Ärztin sagte mir einmal: Ein großer Tumor ist faustgroß. Meiner war so groß wie ein Medizinball", sagte Koch im Gespräch mit ZEIT-Redakteur Kilian Trotier. "Natürlich frage ich mich: Warum? Niemand kann mir das erklären." Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, um über den Sinn von Krankheit und des Lebens überhaupt zu reden, trifft sich der ehemalige Schulleiter einmal im Monat mit Frank Schulz-Kindermann. Er ist Psychoonkologe in Hamburg, er kümmert sich also um die pychologische Begleitung von Krebspatienten. Was Koch aus diesen Gesprächen gelernt habe, wollte Kilian Trotier wissen. "Zu überleben", sagte er.

Warum das so ist, wie die besonderen Therapiegespräche ablaufen und wie der Tumorpatient daraus Kraft schöpft, lesen Sie im Gespräch mit Frank Schulz-Kindermann und Ralf Koch, dessen Name eigentlich anders lautet, im Teil CHRIST & WELT in der aktuellen ZEIT. Die gibt es gerade noch am Kiosk zu kaufen. Der Artikel ist aber auch auf ZEIT ONLINE zu lesen. (Z+) 

DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN

Im Ferienprogramm des MARKK gibt es am Dienstag einen Schattentheater-Workshop: Unter Anleitung lernen die Teilnehmenden die Mittel des Schattentheaters kennen und werden eingeladen, sich fantasievoll der Geschichte von Duala Manga Bell zu nähern. Zu der kamerunischen Königsfamilie gibt es gerade eine Ausstellung.

"Schatten und Licht – gemeinsam gegen die Macht des Bösen"; Dienstag, 2.8., 11–14 Uhr, Museum am Rothenbaum, Kleiner Hörsaal, Rothenbaumchaussee 64; 4 Euro; für Kinder ab 6 Jahren und Familien; Anmeldung hier

Neulich in einem Bus des Schienenersatzverkehrs: Zwei ältere Damen wollten nur zwei Stationen fahren. Als wir an der zweiten Bushaltestelle ankamen, erinnerte ich sie daran. Da bemerkte die eine, dass es gar nicht die Haltestelle Erdkampsweg war, weil wir nicht im Bus 179 waren. Wir stiegen dann gemeinsam an der Ersatzhaltestelle Hoheneichen aus. Ich, weil ich in der Gegend wohne, und die Damen, um zurück nach Ohlsdorf zu fahren. Ich sagte ihnen: "Der Bus sieht zwar aus wie ein Bus, Sie befinden sich aber in der S-Bahn nach Poppenbüttel."

DIE HEUTIGE AUSGABE ZUM VERTIEFTEN LESEN

Wie schön das hier doch ist! (Z+) – Touristen, Ferienkinder, Konzertbesucher – die Stadt ist voll in diesen Tagen. Wo kann man noch allein sein? Judith Liere hat da einen Trick.

Widerstand im Paradies (Z+) – Der Boom an Nord- und Ostsee hat gravierende Folgen: Auf Inseln wie Sylt oder Rügen kaufen reiche Städter die Häuser, Einheimische ziehen weg, Orte veröden. Ein paar Unermüdliche versuchen, den Trend aufzuhalten.

"Dann bin ich nicht mehr, wer ich bin" (Z+)– Wer schwer krank ist, muss vieles aufgeben. Was macht das mit der eigenen Identität? Und was hat am Lebensende Bedeutung? Ein Gespräch mit einem Therapeuten und seinem Patienten

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