Das Everjump-Springseil ist eher ein Outdoor-Fitness-Tool.

Bis zu 200 Kalorien werden beim Seilspringen verbrannt – nicht pro Stunde, sondern innerhalb von nur 10 Minuten. Ein starker Wert, doch das Everjump-Fitness-Springseil soll noch mehr können. Wir haben es ausprobiert.

Nein, mit dem klassischen Schulhof-Springseil aus Hanf hat das Everjump-Springseil nicht mehr viel zu tun. Die Griffe sind ergonomisch geformt, haben eine Anti-Rutsch-Oberfläche und Kugellager, damit sich das Seil reibungslos dreht. Ob die Everjump-Gründer damit in der VOX-Sendung "Die Höhle der Löwen" punkten?

Der Clou am Everjump-Seil: Es lässt sich durch ein spezielles Clip-System mit wenigen Handgriffen austauschen – und zwar gegen ein Seil, das leichter oder schwerer ist. Sechs Seile mit einem Gewicht zwischen 65 Gramm und 810 Gramm hat die Everjump-Crew entwickelt. Dazu eine Trainings-App und eine spezielle Fitness-Matte als Unterlage für die Workouts.

Etwas happig sind jedoch die Preise, denn das günstigste Everjump-Set kostet bei Amazon aktuell 59,99 Euro (Speed-Set), das Beginner-Set 79 Euro. Zum Vergleich: Ein normales Fitness-Springseil ist ab 10 Euro zu haben.

Bisher war Seilspringen (oder "Rope-Skipping", wie die Sportart heute heißt) eher eine Cardio-Sportart, durch die hauptsächlich Ausdauer und Fettverbrennung gepusht wurden, oder eine Aufwärm-Methode für Boxer und Bodybuilder. Durch den Einsatz gewichteter Seile soll nun auch Muskelaufbau am Oberkörper möglich sein, so die Everjump-Gründer.

Wer die Everjump Pro+-Fitnessmatte für 119 Euro mitbestellt, kommt schon ins Schwitzen, bevor das erste Seil geschwungen wurde. Allein die Matte (Maße: 150 x 95 x 1.3 cm) wiegt nämlich 3,2 Kilogramm und der Karton hat ebenfalls ein ordentliches Kampfgewicht.

Zum sogenannten Shape-Set gehören sechs Seile in unterschiedlichen Farben und Gewichtsklassen sowie die beiden Handgriffe, die aussehen wie Nunchakus aus dem Fachhandel für Samurai-Bedarf. Die Seile fühlen sich hochwertig an, genau wie die Griffe, die angenehm in der Hand liegen.

Eine Anleitung ist beigelegt – allerdings wird darin nicht erklärt, wie genau das Clip-System zum Wechseln der Seile funktioniert. Dafür hätten wir uns eine Schritt-für-Schritt-Anleitung gewünscht, die es allerdings als Video bei Youtube gibt.

Die Everjump-App ist voller Fitness-Workouts mit Übungen, die sowohl mit als auch ohne Seil funktionieren. Um ein Gefühl für das Seil zu bekommen, sollten Anfänger zunächst aber ohne App üben. Die Frage ist nur: Wo?

In der Stadtwohnung ist das Seilspringen mit dem Everjump-Set nicht zu empfehlen – es sei denn, man möchte gezielt den Nachbarn auf den Geist gehen. Vor allem den Nachbarn, die unter einem wohnen, denn das Springseil macht bei jedem Bodenkontakt laute Geräusche, hinzu kommen die (noch lauteren) Hüpfgeräusche des Trainierenden. Außerdem ist ein ordentlicher Aktionsradius nötig, damit das schwingende Seil nicht den OLED-Fernseher oder die Lieblings-Vase der Partnerin zerdeppert. Also, lieber ab nach draußen!

Das Training selbst ist angenehm anstrengend. Mit den leichten Seilen gelingt der Einstieg ins Everjump-Workout auch Anfängern fix. Der Seilwechsel funktioniert innerhalb von 20 bis 30 Sekunden – was erfreulich schnell ist, aber für Intervall-Workouts mit sehr kurzen Pausen wohl etwas zu langsam. Wer den versprochenen Muskelaufbau-Effekt erzeugen möchte, sollte mit den schweren Seilen ab 225 Gramm trainieren und Crossovers machen (eher eine koordinativ anspruchsvolle Übung für Fortgeschrittene).

Anfänger riskieren mit den schweren Seilen (500 und 810 Gramm) blaue Zehen, weil das Seil häufiger mal am Fuß hängen bleibt, wenn die Sprungtechnik noch nicht perfekt ist. Für Einsteiger bietet sich daher das Beginner-Set mit 125-Gramm-Seil an.

Fortgeschrittene sind mit einer Auswahl von 3 bis 5 Seilen gut bedient – je nachdem, wie häufig sie trainieren und wie wichtig ihnen dabei die Abwechslung ist. Trainierte Kraftsportler oder regelmäßige Fitnessstudio-Gänger werden mit den Everjump-Seilen keine Muskelberge aufbauen, aber das Tool ist ideal für ein forderndes Warm-up oder für ein unterwegs-Workout (gerade mit der App, die viele gute Workout-Ideen liefert). Unter dem Strich ist Everjump keine Fitness-Revolution, aber durchaus eine sinnvolle Evolution des Springseils.