50 Kilo abgenommen: Thomas ist nach 20 Jahren wieder fit - FITBOOK

2022-07-30 01:33:50 By : Mr. Guote China

Von Katrin Mertens | 26. Februar 2021, 11:33 Uhr

Wer etwas erreichen möchte, muss langfristig dranbleiben und sollte viel Zeit und Motivation mitbringen. Thomas (49) hat mehrere Anläufe gebraucht, um den Schalter umzulegen. Ein Trick half ihm schließlich, 50 Kilo abzunehmen und wieder fit zu werden: Er formulierte Teilziele. Im FITBOOK-Interview erfahren Sie seine beeindruckende Geschichte.

Thomas hat 50 Kilo innerhalb von zwei Jahren abgenommen – statt 150 wiegt er jetzt nur noch 100 Kilo. Wie schon Alexander (25) und Elly (34) hat sich auch der 49-jährige Beamte auf unseren Aufruf nach Lockdown-Transformationen gemeldet. Hier sei gleich gesagt, dass Thomas schon vor der Corona-Pandemie mit seiner Transformation begonnen hat. Während andere durch den Lockdown dazu motiviert wurden, mit dem Sport anzufangen, stand er vor einer anderen Herausforderung: Wie falle ich nicht in alte Muster zurück, wo plötzlich mein ganzer, mühsam aufgebauter, neuer Tagesablauf auf den Kopf gestellt wurde?

FITBOOK: Wie sind Sie übergewichtig geworden?

Thomas: Ich habe in meiner frühen Jugend mit Krafttraining angefangen. Erst im Kinderzimmer und dann ging es über Vereine und Football weiter. Irgendwann kamen der Beruf und die Familie dazu. Da haben sich meine Prioritäten einfach verschoben. Zunehmen geht ja auch nicht von heute auf morgen, sondern schleichend.

Das Schöne ist, ich wusste, woran es liegt. Bei mir waren die ersten zehn Kilo Süßigkeiten und zuckerhaltige Getränke. Tagsüber eine Packung Gummibärchen zu essen, war nicht schwierig. Abends vor dem Fernseher gab es regelmäßig eine Flasche Cola, Pizza und danach noch Chips oder Erdnüsse. Ich habe mir ausgerechnet, dass es pro Jahr so ungefähr zweieinhalb Kilo waren. Aber wenn man das auf 20 Jahre hochrechnet, ist das schon eine stattliche Summe. Zwischendurch war ich immer mal wieder an dem Punkt, dass ich abnehmen wollte. Doch ich bin danach immer wieder in alte Muster gefallen.

Welches Ereignis hat bei Ihnen den Ausschlag gegeben für die beeindruckende Transformation?

Ich habe mich auch wohlgefühlt, als ich ein paar Kilo mehr draufhatte. Aber als ich im Oktober 2018 auf die Waage gestiegen bin und sie 150 Kilo angezeigt hat, bin ich erschrocken. Mir wurde schlagartig klar, dass ich die Kontrolle verloren hatte. Irgendwie kam mir dann in den Sinn, dass jetzt, mit Ende 40, vielleicht der letzte Zeitpunkt ist, um noch etwas zu ändern – also habe ich entschieden, abzunehmen und die Kontrolle über meinen Körper zurückzugewinnen.

Wenn es der vierte Versuch war, abzunehmen – was haben Sie dieses Mal anders gemacht?

Dieses Mal habe ich mir keinen großen Druck gemacht. Ich habe angefangen, das Süße wegzulassen, mir beim Essen immer nur eine Portion genommen und statt Cola nur noch Wasser getrunken. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich an den Geschmack gewöhnt hatte. Aber dann ging es.

Was haben Sie bei der Ernährung verändert?

Ich habe mir ausgerechnet, wie viele Kalorien ich mit einem Gewicht von 150 Kilogramm und keiner Bewegung am Tag benötige. Am Anfang habe ich auch dokumentiert, was und wann ich wie viel esse. Außerdem habe ich versucht, das Protein relativ hoch zu halten. Das habe ich ein halbes Jahr intensiv gemacht, aber nie auf etwas verzichtet. Ich habe immer gegessen, was ich essen wollte. Dafür aber bewusst und keine Tafel Schokolade, sondern nur ein Stückchen.

Wie sah/sieht Ihr Training aus? 

Ab Ende 2018 bin ich ins Fitnessstudio gegangen. Für meine Gelenke war der Crosstrainer zunächst am besten, mit 150 Kilo soll man ja nicht laufen gehen. Dann habe ich Krafttraining dazu genommen, um Muskulatur aufzubauen. Anfangs war ich dreimal pro Woche da, später täglich. Und irgendwann kam dann noch das Laufen dazu.

Das erste Mal gelaufen bin ich im April 2019. Ich konnte keine 600 Meter am Stück laufen, ohne mit Schnappatmung zusammenzusacken. Zwei Monate später habe ich es geschafft, drei Kilometer flüssig durchzulaufen. Im Sommer bin ich zum ersten Mal zehn Kilometer gelaufen, ich habe 80 Minuten gebraucht. Im Oktober habe ich mich dann über diese Distanz beim Drei-Brücken-Lauf in Bonn angemeldet. Mein Ziel war eigentlich nur, in meiner Altersgruppe nicht Letzter zu werden und durchzuhalten. Aber es lief sehr gut, ich bin die zehn Kilometer in 63 Minuten gelaufen! Dieser Wettkampf hat mir nochmal einen Motivationsschub gegeben. Mittlerweile laufe ich die Strecke in 56 Minuten und das Ziel für 2021 ist, sie in unter 55 Minuten zu schaffen.

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Was lässt Sie durchhalten, was motiviert Sie?

Teilweise fällt es mir immer noch schwer, mich aufzuraffen. Aber wenn ich laufe, egal ob sieben oder zehn Kilometer, ist das einfach ein gutes Gefühl. Und wenn ich zurückblicke und merke, dass ich geschafft habe, eine Dreiviertelstunde oder Stunde durchzulaufen und dadurch fitter geworden bin, motiviert das im Kleinen. So war es bei mir insgesamt auch beim Abnehmen.

Wenn ich mich an diesem Tag im Oktober 2018 vor den Spiegel gestellt und gesagt hätte: „Ich muss jetzt 50 Kilo abnehmen“, dann hätte ich gleich wieder aufgehört. Aber wenn ich morgens aufgestanden bin und mir gesagt habe: „Ich muss fünf Kilo abnehmen“, dann klang das gleich viel einfacher. Wenn ich mein Essen reduziere, dann habe ich in einer Woche vielleicht ein Kilo oder zwei runter und dann habe ich in einem Monat fünf Kilo abgenommen. Super! Dann gehe ich die nächsten fünf Kilo an. Alles sofort geht nicht, ich muss es Stück für Stück machen. Dann nehme ich halt zehnmal fünf Kilo ab und habe unterm Strich auch 50 Kilo abgenommen. Aber die Motivation ist größer, weil ich meine Ziele schneller erreiche. Ich habe mir diese Teilziele aufgeschrieben und sie an den Kühlschrank gehängt, damit ich sie jeden Morgen sehe.

Wie fühlen Sie sich heute?

Ich fühle mich wieder besser und attraktiver. Von der Gesundheit her ist alles leichter geworden – für den Blutdruck, die Gelenke. Ich schwitze weniger, wenn ich die Treppen hochgehe, bekomme ich besser Luft und schlafe besser. Ich habe kein Sodbrennen mehr und muss weniger Medikamente nehmen. Es freut mich zu sehen, dass ich mir andere Klamotten kaufen kann und nicht nicht mehr auf Geschäfte mit Übergrößen angewiesen bin. Mein ganzes Leben ist angenehmer geworden. 

Welche Ziele wollen Sie noch erreichen?

Eigentlich wollte ich das letztes Jahr schon machen, aber da hat mir Corona leider einen Strich durch die Rechnung gemacht: Ich habe mich mit meiner Tochter und ihrem Freund aus Spaß zum Tough Mudder angemeldet. Falls sie stattfinden, möchte ich dieses Jahr hier in Bonn den ein oder anderen Lauf mitmachen. Was ich noch gerne machen würde und eigentlich für Anfang dieses Jahres geplant hatte, ist HYROX, ähnlich wie Crossfit. Da muss man achtmal einen Kilometer laufen und hat dazwischen Workouts, wie Wall Balls, Gewichtsschlitten oder Burpees.

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Mit Ausnahme von den ausgefallenen Events, wie hat sich Corona sonst noch auf Ihre Transformation ausgewirkt?

Ich hatte mich daran gewöhnt, jeden Tag ins Gym zu gehen. Dann ging das plötzlich nicht mehr. Ich habe mir überlegt: Wenn ich jetzt wieder in den alten Rhythmus verfalle und das auf die geschlossenen Fitnessstudios schiebe, ist das eine Ausrede. Ausreden hatte ich lange genug, deswegen habe ich mich ja so verändert. Wenn man trainieren will, kann man es. Die Informationen, die man heute im Internet bekommt, gab es noch nicht, als ich in meiner Jugend mit dem Sport angefangen habe. Da hat man durch Mund-zu-Mund-Propaganda erfahren, wie man die Übungen macht.

Heute findet man überall Tutorials und Workouts, die man im Wohnzimmer machen kann. Laufen kann ich draußen. Für das Krafttraining blieb mir nichts anderes übrig, als meine 15 Jahre alte Hantel auszupacken und damit wieder anzufangen. Dann habe ich aufgestockt, mir zum Beispiel Widerstandsbänder gekauft und mich auch damit beschäftigt, wie Übungen mit dem eigenen Körpergewicht funktionieren. Im zweiten Lockdown habe ich mir eine Hantelbank angeschafft. So bin ich jetzt komplett unabhängig vom Fitnessstudio und kann zu Hause trainieren.

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Wie bringen Sie Familienleben und Sport unter einen Hut?

Umfangreiches Training in den Alltag zu integrieren, wenn man eine Familie hat, ist schon eine Herausforderung. Ich kann nicht alle zwei Stunden irgendetwas nach Plan essen oder täglich drei Stunden trainieren. Wenn ich wirklich Lust habe, laufe ich morgens um 5 oder 6 Uhr vor der Arbeit. Ich habe den großen Vorteil, dass ich in der Mittagspause laufen kann. Dann stempele ich mich aus und drehe meine Runde. Krafttraining mache ich abends eine Stunde zu Hause.

Das Timing klingt nach einem Hindernis. Aber was war für Sie das Schwierigste an Ihrer Transformation?

Wenn man anfängt abzunehmen, geht das am Anfang relativ zügig – pro Woche sind bei mir ein bis zwei Kilo gepurzelt. Nach zehn oder 15 Kilo ging vier Wochen lang gar nichts mehr – was seltsam ist, weil man im Kaloriendefizit ist, aber trotzdem nichts passiert. Da ist man schnell frustriert: ‚Ist doch eh alles für die Katz. Wenn ich sowieso nicht abnehme, dann kann ich auch wieder normal essen.‘ Wenn das einige Wochen anhält und man nur einen minimalen Fortschritt sieht, ist es schwierig, dranzubleiben. Ich musste mich daran gewöhnen, dass sich mein Körper langsam verändert, auch wenn ich keine Veränderung beim Gewicht gesehen habe.

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Welchen Rat möchten Sie anderen mitgeben, die abnehmen wollen?

Sich ganz klar bewusst zu machen, dass es nur mit Disziplin und Wille geht. Und dass es auch nicht schlimm ist, wenn es nicht klappt – dann probiert man es ein anderes Mal eben wieder und macht ein paar Dinge anders. Solange man aus seinen Fehlern lernt, ist das völlig okay. Ich habe es viermal mit dem Abnehmen versucht und jetzt hat es geklappt. Hätte ich es nicht geschafft, hätte ich es vielleicht in zwei oder drei Jahren nochmal probiert.

Ich weiß auch, wie es ist, übergewichtig ins Fitnessstudio zu gehen und dann zwischen den ganzen dünnen Menschen „der Dicke da“ zu sein. Es kostet Überwindung, das zu machen. Aber ich selber habe damit keine negativen Erfahrungen gemacht. Und man muss bedenken: Wer ins Fitnessstudio geht und trainiert, macht schon einmal mehr, als auf der Couch zu sitzen. Jeder, der etwas macht – ob Spazierengehen, Walken, Laufen oder Fitnessstudio – hat Respekt verdient.  Wenn Sie mehr über Thomas erfahren möchten, finden Sie hier sein Instagram-Profil.

Vielen Dank, dass Sie Ihre Geschichte mit den FITBOOK-Leser*innen geteilt haben.

FITBOOK sucht die besten Lockdown-Transformationen Viele Fitness-Fans kämpfen seit dem ersten Lockdown mit Motivationsproblemen und fühlen sich aufgrund abgesagter Mannschaftstrainings oder geschlossener Gyms, Schwimmbäder und Co. völlig aus dem Tritt gebracht. Aber es gibt auch andere Beispiele von Menschen, die sich eine neue Routine geschaffen haben und sogar für sich positive optische und mentale Veränderungen erreicht haben. Gehören Sie dazu? Dann schicken Sie uns Ihre Geschichte mit Ihrem Foto oder Video an info@fitbook.de. Die besten Transformationen werden wir im Rahmen eines Beitrags veröffentlichen, um andere Menschen zu motivieren.